Mittwoch, 5. August 2020

Dance or Die - Die Loveparade-Katastrophe


(Quelle: Verlag)
Dance or Die -
Die Loveparade-Katastrophe

von Jessika Westen

Roman

Kostenloses Leseexemplar

ca. 317 Seiten

Klappenbroschur: 16,00 €
eBook: 9,49 €

Erschienen:
25. Juni 2020

Hier kommt ihr zum Buch/Verlag!



Vielen Dank an den emons: Verlag für das zusenden dieses Rezensionsexemplares!



Es ist der Tag, der alles verändert und die Schicksale vieler Menschen unwiderruflich miteinander verbindet: der 24. Juli 2010 – die Loveparade-Katastrophe in Duisburg. In Zusammenarbeit mit Angehörigen, Betroffenen, Augenzeugen und Ersthelfern zeichnet Jessika Westen, die als Live-Reporterin die Katastrophe miterlebte, den Verlauf der Tragödie in ihrem Buch nach. In Romanform schildert sie das Geschehen aus drei verschiedenen Perspektiven und mit bisher unveröffentlichten Details. Sie sprach mit Verletzten, Traumatisierten und hatte Einblicke in anwaltliche Unterlagen. Entstanden ist ein Roman mit emotionaler Tiefe, der ungemein berührt und niemanden kaltlässt.
(Quelle:Verlag)



Heute gibt es von mir keine übliche Rezension, bei der ich euch das Buch kurz zusammenfasse und meine Meinung sage, sondern ich möchte ausführlich über das Thema des Buches sprechen – natürlich ohne Spoiler. Ich möchte euch heute ein Buch ans Herz legen, welches mir, seit ich es beendete, nicht mehr aus dem Kopf geht. Denn die Autorin, Jessika Westen, hat mit diesem Buch ein Mahnmal gesetzt - ein Mahnmal für alle Opfer und Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe in Duisburg im Jahre 2010.

Jessika Westen hat damals, am 24. Juli 2010, am Duisburger Hauptbahnhof gestanden und durfte für den WDR die ankommenden Raver interviewen und kurze Zwischenberichte zur Lage am besagten Hauptbahnhof abgeben. Was zu Anfang natürlich niemand ahnt ist, dass Jessika Westen zum späteren Abend hin auf einmal eine Katastrophenberichterstatterin wird, denn es gibt 10 Tote bei einer Massenpanik.  So die Information, welche uns alle an diesem Tag als erstes erreichte. Am Ende waren es 21 Tote und mehr als 600 verletzte. Da dieser Tag in die Deutsche Geschichte eingegangen ist und ihn wirklich niemand mehr, vor allem nicht die Personen welche in Verbindung zur Loveparade stehen, vergessen wird, hat die junge Reporterin sich den Mut und die Leidenschaft gepackt und passend zum 10. Jahrestages, welcher dieses Jahr schon ist, ein Buch veröffentlicht: Dance or Die. Man könnte meinen, dass dies ein sehr makaberer Titel für solch ein heikles Thema ist, jedoch war das genau die Aufschrift von mehreren Tausenden Flyern, welche für die Loveparade gedruckt wurden: Tanz oder Stirb.

Die Autorin erzählt uns diesen Tag, als Roman, aus drei Sichten: Emma, die junge Reporterin am Hauptbahnhof, René einem Rettungsassistent, welcher mit als erstes an der Unglücksstelle war und aus der Sicht von Katty, einem 18-jährigen Mädchen welches mit seinen Freunden einfach nur einen schönen Tag verbringen wollte.

Wir steigen in die Geschichte indem wir René dabei verfolgen wie er ruhig und mit leichten Einsätzen in den Tag startet, ebenso verfolgen wir Emma wie sie sich auf ihren Auftritt am Bahnhof vorbereitet und natürlich dürfen wir die Vorfreude von Katty miterleben und wir bereiten uns mit ihr für die coolste und größte Technoparty der Welt vor. Was bei den drei Charakteren mehr oder weniger schön, ruhig und mit positiver Aufregung anfängt, endet schon bald in einer Katastrophe, die Angst, Unwissenheit und Trauer mit sich bringt. Denn Katty und ihre Freunde kommen nach dem etwas langen und beschwerlichen Weg zur Loveparade endlich an der allseits bekannten Rampe, welche zum Festgelände führt an, jedoch leider zu falschen Zeit, denn sie geraten genau in den Pulk von Menschen, welcher sich versucht über die bekannte Treppe – heute auch die „Todestreppe“ genannt – zu retten.

Wir lesen also einen Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und an dem auch viele andere Personen, sowie der Rettungssanitäter und auch Eltern von Opfern, mitgearbeitet haben. Wir erfahren die Abläufe der einzelnen Charaktere und, was ich auch sehr schön fand, kleine Anekdoten aus der Vergangenheit jeder einzelnen Person. Dies hat mir die Charaktere auf der emotionalen Ebene noch näher gebracht, als sie mir sowieso schon waren. Auch Gedankenstränge dürfen wir verfolgen und natürlich jedes Gefühl was an diesem Tag verspürt wird, kann der Leser eins zu eins nachempfinden. Dieses Buch hat mein Herz von Seite eins gepackt und zugedrückt und hat es nicht eher losgelassen bis ich das Buch nach der letzten Seite zugeklappt habe. Ich konnte die Geschichte nicht in einem Rutsch durchlesen, ich musste mir Zeit lassen um dies nebenher gleich verarbeiten zu können.

Ich möchte euch gar nicht mehr zum Inhalt verraten, denn die Gefühle die einem beim lesen des Buches erreichen kann man durch Erzählungen sowieso nicht wiedergeben. Jedoch kann ich euch versprechen: diese Buch liest man nicht nur, man erlebt es. Man spürt hautnah, so hat man das Gefühl, alles was die Menschen damals in dieser Masse erlebt haben, was die Rettungssanitäter/Notärzte/Polizisten usw. erlebt haben, welches grauenhafte Bild diese dort erwartet hat – man kann dies alles spüren und vor den eigenen Augen sehen. Dies verdanken wir natürlich dem emotionalen, detaillierten und gleichzeitig weder langatmigen noch ausschweifenden Schreibstil von Jessika Westen. Für mich hat die Autorin genau die Szenen beschrieben und erzählt, welche für den Leser am wichtigsten sind. Kurz gesagt, hat sie das Buch genau so geschrieben, das jeder Laie, was dieses Thema angeht, sofort „versteht“, welche grauenhafte Katastrophe sich dort abgespielt hat.

Dieses Buch hat mich so tief berührt, dass ich erstmals nach einer beenden Geschichte nicht mehr schlafen konnte. Ich hatte das Gefühl ich muss trauern, trauern um all die Menschen die gestorben sind, um all die Eltern die ihre Kinder verloren haben und um all die, die nie wieder in ihr altes Leben zurückkommen. Sie müssen damit leben und das lässt mir keine Ruhe. Ich habe in einer Dokumentation ein Zitat aufgeschnappt, bei welchem die Ehefrau zu ihrem überlebenden Mann gesagt hat: „Du bist für immer auf der Loveparade geblieben, du bist nie nach Hause gekommen.“ Und dieses Gefühl kann uns auch Jessika Westen mit ihrem Buch gut überbringen, diese Überlebenden haben zwar überlebt, aber ein Teil von ihnen wird immer dort sein: auf der Rampe und in den Tunneln bei der Loveprade 2010. Sie können nicht mehr dort weg, denn ein Teil ihrer Seele ist an diesem Ort gestorben, an dem diese Menschen die schlimmsten Minuten ihres Lebens verbringen mussten.

So, zu guter Letzt, kann ich nicht mehr sagen außer: Dieses Buch ist ein Meisterwerk und ich hoffe, es wird nicht das letzte Buch der Autorin sein.

Eine große Bitte geht an alle raus, die das hier lesen: Lest dieses Buch, gibt den Opfern euer Mitgefühl, denkt an sie und vergisst sie nicht. Es wird niemals eine Gerechtigkeit geben für das, was an diesem Tag passiert ist und man wird nie verstehen können wieso 21 junge Menschen, welche einfach nur Spaß wollten, sterben mussten. Deswegen gedenken wir doch an diese und an all die anderen Menschen die einen Teil von sich auf der Loveparade verloren haben, indem wir dieses Buch lesen und gedanklich bei ihnen sind.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen