Freitag, 4. Januar 2019

Rezension

(Quelle:Verlag)
So etwas wie ein Leben
von Amélie Nothomb

Übersetzt aus dem Französischen:
Brigitte Große

Einzelband

Diogenes Verlag

Taschenbuch: 8,90 €

ca. 142 Seiten

Erschienen:
28. Mai 2014

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Melvin Mapple ist ein übergewichtiger Soldat und kämpft um »so etwas wie ein Leben«. Im Briefwechsel mit Amélie Nothomb fühlt er sich wieder als Mensch. Doch auf einmal lässt er nichts mehr von sich hören – ist er verletzt oder gar gefallen? Amélie macht sich auf die Suche nach ihm und stellt erstaunt fest, dass sie in einen Hinterhalt geraten ist.



Dies war für mich das erste Buch, welches ich von Amélie Nothomb gelesen habe. In den letzten Jahren habe ich sehr viel Gutes über ihre Bücher gehört und mich dazu entschlossen auch endlich mal eine Geschichte aus ihrer Feder zu lesen. Mit Freuden kann ich nun bestätigen, dass diese Frau eine großartige Autorin ist und dies nicht das letzte Buch war, welches ich von ihr las.

Die Geschichte handelt um Amélie selbst, welche einen amerikanischen Soldaten aus dem Irak kennenlernt, jedoch einzig und allein durch eine Brieffreundschaft. Die beiden schreiben sich über mehrer Monate, wobei es nicht immer um unterschiedliche Themen geht, sondern es geht nur um ein einziges Thema. Die Fettleibigkeit von Soldaten, beziehungsweise von Melvin, dem Brieffreund, selbst. Obwohl Amélie sich in ihren Briefen immer kurzfasst und manches, was Melvin schreibt, nicht gutheißen kann, merkt man doch, dass sie eine gewisse Sympathie zu dem Unbekannten hegt. Ebenso Melvin, der sich endlich wieder wohl in seiner Haut fühlen kann, jetzt wo er einen Zuhörer in Amélie gefunden hat. Unverständlicher Weise erhält sie nach einer gewissen Zeit jedoch, des fast wöchentlichen Briefwechsels, keine Antwort mehr von ihm. Amélie macht sich Gedanken, ob er verletzt oder sogar gefallen sein könnte, weshalb sie beginnt sich auf die Suche nach Melvin zu begeben. Sie hat leider nicht geahnt in welchen Hinterhalt sie dabei geraten ist.

Wir lesen also jeden Brief und Amélies dazugehörende Gedanken, was uns ein großes Interesse an den beiden Personen entlockt. Ich war erstaunt, dass ich schon nach der zweiten gelesenen Seite komplett von der Geschichte eingenommen war. Da man bei dünnen Büchern, so bei mir auf jeden Fall, oft nicht genug Seiten hat, um Spannung und Interesse an dem Buch zu entwickeln. Meistens geschieht das erst gegen Ende und dann ist die Geschichte auch schon vorbei, jedoch nicht bei Amélie Nothomb. Hier war die Spannung, sowie das Interesse von Anfang bis Ende konstant vorhanden. Durch ihren wortgewandten Schreibstil, der trotzdem einfach zu lesen ist ohne, dass man sich an ihn gewöhnen muss, beschreibt sie sich selbst und Melvin mehr als authentisch und realistisch. Obwohl beschreiben das falsche Wort ist, denn wir lernen sie und Melvin nicht durch eine typische Beschreibung kennen, sondern durch ihren Briefwechsel. Und obwohl sie mit keinem Wort das genaue Aussehen der beiden beschreibt, konnte ich mir beide (ohne dass ich ein Bild der Autorin sah) in meinen Vorstellungen Ausmalen. Ebenso die Gefühle, welche in der Geschichte vorkommen wirken reell und sind für den Leser spürbar. Auch musste ich ab und an über die Autorin schmunzeln, da wir erfahren was sie in Briefen gar nicht leiden kann. Eine sehr kreative und so wahrscheinlich nicht nochmal existierende Geschichte.

Die Autorin hat es geschafft eine Sache die viele Menschen abstoßend finden, also die Fettleibigkeit, mal aus der Sicht eines Betroffenen zu erklären und hat mich somit sehr stark zum nachdenken angeregt. Wir erleben dieses Thema mal aus einer ganz anderen Perspektive, über die so wahrscheinlich noch nicht viele Menschen nachgedacht haben. Denn wenn Menschen zu dünn sind, sind sie krank. Wenn Menschen zu dick sind, sind sie selbst schuld. So denken die meisten Leute, wenn man im sozialen Netzwerk mal herumschaut, oder auf den Straßen fragt. Mir konnte dieses Buch vieles mit auf dem Weg geben, eventuell kann es dasselbe für euch machen. Es wird definitiv nicht das letzte Mal sein, das ich es zu Hand genommen habe. 



















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